Am 16. Januar 1927 versammelten sich im Hotel Metzgern währschafte Fasnächtler unter dem Vorsitz vom Briefträger Jakob Bieri, "Onkel Jakob" genannt, um die "Berufung eines geeigneten Komitees für die Masken-Prämierungen" zu besprechen.
Die Vereinigung Luzerner Maskenfreunde (VLM) wurde also von Masken-gängern und Wirten gegründet, z.B. von Hermann Burkard Hotel du Lac
und Flora, von Alfred Schärz Restaurant Stadt München, von Heinrich Grau
Fotograf, von Jean Renggli Kunstmaler, von Rosa Matzinger-Bohnenblust
und weiteren Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern.
An der 2. Generalversammlung vom 21. Februar 1929 zählte die VLM bereits
233 Mitglieder.
Wir müssen uns die damalige Fasnacht in der Stadt Luzern noch ohne die Guuggenmusigen vorstellen! Es gab am Schmutzigen Donnerstag nur den "Fritschizug" der Zunft zu Safran und am Güdis Montag waren die organisierten Maskenprämierungen der VLM in rund 30 Lokalen das grosse Ereignis.
Weil in den 70-er Jahren die Beteiligten ständig abnahm, wurde 1977 letztmals
eine Prämierung durchgeführt.
In den folgenden Jahren baute die VLM grosse und farbige Fasnachtswagen
für die Luzerner Umzüge. Ein Höhepunkt war der 1. Rang in der Publikums-prämierung 1997 mit dem Süsche "S'königliche Maispaar", eine Anspielung
an die Genmanipulationen.
Im Jahre 2017: mit Intrigieren die Fasnacht beleben
Der Vereinszweck der Maskenfreunde ist die Belebung der Luzerner Fasnacht
- mit einem Fasnachtssüsche und einer Maskengruppe
- mit einer Maskenprämierung
- mit dem Intrigieren in fasnachts-freundlichen Restaurants und Beizen.
"Es ist ein schönes Erlebnis, wenn wir Maskenfreunde in den Lokalen von
solchen Fasnachts-freudigen erwartet werden" erzählte ein Maskenfreund.
Dies vor allem am Schmutzigen Donnerstag, wenn noch nicht so viele
Maskierte unterwegs sind. Letztes Jahr war die "Clown-Gruppe" der VLM
ein begehrtes Sujet für "Selfie".
Selfie mit VLM Clown Foto: VLM
Schreiben von Ehrenmitglied Franz Sidler jun. anlässlich der 50-Jahr-Feier der VLM. Es war an einem trüben Novembertag 1927, als sich eine kleine Schar „Fasnächtler“ im Hotel Metzgern am
Weinmarkt zur Gründung eines Vereins zur Belebung der Luzerner Fasnacht traf. Der Schreiben-de war mit seinem Vater, der ein eifriger Maskengänger war, mit dabei. Als erster
Präsident wurde Jakob Bieri, genannt Onkel Jakob, gewählt. Der fünfköpfige Vorstand hatte es verstanden, dass bereits im folgenden Jahr Prämierungen durchgeführt wurden. Es war dies das
Haupttraktandum des Abends. Die Lokale wurden in zwei Gruppen eingeteilt: linkes und rechtes Ufer. Für die bestprämiierten gab es Bar- und Naturalpreise.
Von Jahr zu Jahr wurden die Prämiierungen immer beliebter, kein Wunder, denn ausgesprochene Künstler waren damals an der Arbeit, Sujets zu präsentieren, die besonders für das Auge geschaffen
waren. So holten während Jahren die Herren Pfeiffer, Wicki, Stauffer, Weidmann, Sidler u.a.m. stets die ersten Preise. Immer mehr Hotels und Restaurants wollten sich an den Prämiierungen
beteiligen, und so stieg die Zahl
der Sujets bis zu 80 - 90 Nummern, aufgeteilt in Einzelmasken, Paare und Gruppen. Auch die Mitgliederzahl wuchs an, denn bei einem Jahresbeitrag von Fr. 2.- konnte man sicher Mitglieder
werben.
Unser Archiv hatten wir damals bei den Gebr. Meyer, Hotel Weisses Rössli am Mühleplatz. Zwei tanne-ne Schränke mit unseren Utensilien waren in einem Abstellraum deponiert. Im Jahre 1944 wurde das
Hotel abgebrochen und wir mussten um ein neues Lokal Umschau halten. Dies gelang uns, indem wir im Restaurant Rosengarten Unterschlupf fanden.
Im Jahre 1932 beteiligten wir uns erstmals an den beiden Fasnachtsumzügen der Safranzunft am schmutzigen Donnerstag und am Weyumzug vom Güdismontag. Unser Sujet war damals ganz originell und
wurde betitelt mit Zirkus MAFRE. Als Preis durften wir alle ins Restaurant Frohburg zu einem währ-schaften Zobig.
Der Vorstand wird neu gewählt. Als Präsident amtiert Hans Vonlaufen. Weitere Mitglieder des Vorstan-des waren: Hch. Grau sen., Peter Jörgensen, Toni Husistein und der Schreibende. Um weitere
Mittel zu beschaffen, wurde die Durchführung eines Balles beschlossen. Die guten Beziehungen zum damaligen Hermann Burkhard, Direktor (späteres Ehrenmitglied) vom Hotel du Lac, ermöglichte uns,
sämtliche Lokalitäten für diesen Anlass zu reservieren. Und so entstand der MAFRE-Ball. Für Stimmung und Hu-mor spielten 3 Orchester zum Tanze auf. Der MAFRE-Ball war nach
einigen Jahren bereits der Höhe-punkt der Luzerner Fasnacht. Er wurde stets am Güdisdienstag als Schlussball durchgeführt. Die Besu-cherzahl überstieg mehrmals die Tausender Grenze.
Im Jahre 1934 wurde der damalige Vorstand neu bestellt und als Präsident wurde Robert Müller vorgeschlagen. Weitere Mitglieder waren: Carl Weidmann, Josef Widmer, Hermann Plüss und Franz
Sidler.
Als im Jahre 1939 der Krieg ausbrach, mussten sämtliche Vorstandsmitglieder die graue Uniform anziehen. Die Generalmobilmachung war da. Jetzt wurde es stiller um die VLM. Die ganze Fasnacht wurde
lahmgelegt. Während einiger Jahren hatten wir keine Einnahmen mehr. Die Vereinsmitglieder schrumpften zusammen. Auch die Prämiierungen fielen aus.
Im Jahre wurden neu in den Vorstand die Herren Josef Schuler und Albert Scheitlin gewählt. Es bedarf grosser Anstrengungen nach den Kriegsjahren, die Luzerner Fasnacht wieder auf die Beine zu
bringen.
Im Jahre 1944 wurde das Hotel du Lac dem Erdboden gleichgemacht. Gleichwertiger Ersatz für unseren MAFRE-Ball konnte nicht gefunden werden. Wir waren 3 Jahre im Hotel Gotthard, im Hotel Monopol
und
zuletzt im Hotel Rütli. Auch wurde ernsthaft diskutiert, die Prämiierungen ins Kino Capitol zu verlegen, um so die gemeldeten Sujets auf der Bühne zirkulieren zu lassen. Doch man blieb beim
bisherigen System.
Im Jahre 1945 wurde der Schreibende an der GV vom 20. März nach 15-jähriger Vorstandszugehörigkeit zum Ehrenmitglied ernannt, vorerst als Protokollführer, Sekretär, Kassier, Vizepräsident und
während ei-nes Kriegsjahres sogar als Präsident. Diese Ehrung wusste ich sehr zu schätzen. Nach 20-jähriger Tätigkeit im Vorstand entschloss ich mich, ins hintere Glied zu treten, doch stets mit
grossem Interesse am Weitergedeihen der VLM dabeizusein.
Das Jahr 1951 brachte dem Vorstand wiederum grosse Sorgen. Zufolge Abbruch der Liegenschaft „Zum Rosengarten“ mussten wir unsere sieben Sachen erneut zügeln. Wir fanden Unterschlupf in den
Räumen
am Bundesplatz. Trotz allem, es waren schöne Jahre die
wir miteinander verbracht haben, denn auch die Kameradschaft wurde stets gepflegt.
Liebe VLM-Mitglieder, ich hoffe, mit diesen Zeilen einen kleinen Beitrag zur Gründung der VLM geleistet zu haben, wenn wir im Jahre 1977 das 50-jährige Bestehen feiern können.
Franz Sidler, Ehrenmitglied